So wenig die Weltjugend eine homogene soziale Gruppe ist, so wenig ist sie ein Finanzplatz am Abgrund zur Pleite. Pech für sie. Denn sonst wären längst Rettungsschirme aufgespannt worden, unter denen nationale und internationale Allianzen Milliarden in ihre Ausbildung, in die Arbeitsplatzschaffung und die Errichtung leistbarer Wohnungen pumpen und so die Zukunft aller sichern würden - ganz so, wie es der Generationenvertrag vorsieht.
Doch die Unfähigkeit oder der Unwille der Politik, in diesen wesentlichen Bereichen Konsens herzustellen, erodiert die Grundpfeiler der Wohlstandsgesellschaften, innerhalb derer immer mehr zu Zaungästen eines heiteren, aber zusehends elitären Kapitalismus werden. Kapitalismus ist aber nur erträglich, solange die Möglichkeit besteht, an ihm teilzuhaben. Gleichzeitig verliert er als launischer Spielball des freien Marktes seine Attraktivität, gilt als Auslaufmodell ohne Alternative. Das schafft bei jungen, neu an der Gesellschaft partizipierenden Menschen Verunsicherung, Skepsis, Zukunftsangst. Und wer der Jugend die Perspektiven und Chancen für ihre Zukunft nimmt, bei dem steht sie irgendwann zu Tausenden vor der Tür und fordert sie ein.
Derlei Erfahrungen machen zurzeit in wechselnder Intensität Länder wie Griechenland, Spanien, Chile, Israel und Großbritannien. Bei all den national unterschiedlichen Motiven der mitunter gewalttätigen Proteste geht es doch überall um elementare Forderungen: um freien Zugang zu Bildung, man will Arbeit und Wohnungen.
Mit diesen Forderungen, die eigentlich Grundrechte sind, treffen junge Menschen heute auf Bedingungen, die das nicht leisten können oder gar nicht mehr leisten wollen. In manchen Städten Großbritanniens und Israels garantieren nicht einmal mehr eine gute Ausbildung und ein Job, dass man sich eine Wohnung leisten kann, geschweige denn die Schule für seine Kinder. Zum ganzen Artikel auf der Website des Standard...
Jugend
Wind der Revolte über Europa
„Hat die Europäische Jugend den Glauben an die Zukunft verloren?“, fragt die dänische Tageszeitung Jyllands-Posten auf der Titelseite, während die englische Polizei weiterhin versucht, die Unruhen in den Griff zu kriegen. Das Blatt erinnert daran, dass bereits vor sechs Monaten eine ganz andere Gruppe junger Briten demonstriert hatte: die Studenten der Elite-Universität Cambridge. Auch in Rom, Madrid und Athen sind vor kurzem die jungen Menschen auf die Straße gegangen.
Die Zeitung schreibt weiter, dass mehreren Experten zufolge es nur eine Frage der Zeit sei, bis die Unruhen auch andere europäische Regionen erreichen: „In vielen europäischen Ländern schwelen ähnliche Probleme. Die Jugend in den sozial schwachen Vierteln fühlt sich ausgeschlossen“, erklärt David Bell, Professor an der Universität Stirling in Schottland. Vor allem die Krise der Finanzmärkte erschwere den jungen Menschen die Existenz, erklärt Jyllands-Posten.
Die jungen Menschen seien in Zeiten des Wohlstands herangewachsen, eine Epoche, die nun allem Anschein nach hinter uns liege. Vor allem junge Menschen treffe diese Entwicklung, notiert das Blatt und zitiert eine Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), die aufzeigt, dass junge Menschen nicht nur diejenigen sind, die am meisten von einem Aufschwung profitieren, sondern auch diejenigen, die am stärksten unter dem wirtschaftlichen Niedergang leiden.