Auf Walfahrt

Das derzeit in Agadir diskutierte Walfangverbot spaltet die internationale Gemeinschaft. Die meisten Länder Europas wollen die Wale schützen. Die Meeresriesen sind hier zu einer Art Engel einer Ökoreligion erhoben worden, meint die Welt.

Veröffentlicht am 22 Juni 2010 um 14:55

Im globalen Konferenzzirkus sind die Tagungen der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) die Clownsnummer. Sie brachte bisher noch weniger Ergebnisse hervor als Klimagipfel und Nahostverhandlungen. Dennoch saß man sich Jahr für Jahr an schönen Orten dieser Welt gegenüber, um festzustellen, dass man sich nichts zu sagen hat. Jetzt ist erstmals seit dem generellen Walfangverbot von 1986 ein Kompromiss in Sicht. Der chilenische IWC-Vorsitzende Cristian Maquieira hat vorgeschlagen, den wenigen verbliebenen Walfangnationen auf zehn Jahre eine Gesamtquote von 1400 Tieren pro Jahr zu gestatten. Dann soll endgültig Schluss sein. Japan dürfte dafür nicht mehr im Walschutzgebiet am Südpol jagen. Das ist der erste für beide Seiten annehmbare Vorschlag seit 1986.

Die Kommission war einst gegründet worden, um nach Jahrhunderten des Raubbaus an den Meeressäugern eine nachhaltige Nutzung der Walbestände zu organisieren. 1986 jedoch beschloss die IWC, den Walfang ganz zu verbieten, da die meisten Mitgliedsländer wie Deutschland und die Vereinigten Staaten ohnehin keine Wale mehr fingen. Zum Originalartikel der Welt...

Verhandlungen

Die Wirrungen der 27

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Der Antrag, den die Internationale Walfangkommission (IWC) in Agadir zur Abstimmung stellt, ist so kompliziert, dass es für viele EU-Mitgliedsländer schwierig zu verstehen ist, worüber sie überhaupt abstimmen sollen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Auch Deutschland brauchte mehr als vier Wochen, um sich eine Meinung zu bilden - und das, obwohl das Land den Vorschlag mit ausgearbeitet hatte. Diese Wirren sind aber nicht der einzige Grund für "die fehlende Entschlossenheit Europas", die in Agadir bereits bedauert wurde, und die zunächst in dem Satz besteht, "das Papier sei mit der EU so nicht zu machen", erklärt die Münchner Zeitung.

"Da sind auf der einen Seite die Schweden, die es eigentlich ganz gut fänden, wenn die Walschützer [...] ein paar Wale zum Abschuss freigeben würden, damit endlich Schluss ist mit der jahrelangen Streiterei. Da sind die Dänen, die es ihren grönländischen Freunden gönnen würden, wenn sie wieder ein paar Buckelwale schießen dürften. Und da sind auf der anderen Seite die Briten, Niederländer, Belgier und die Deutschen, die es wohl am liebsten hätten, wenn Wale prinzipiell unsterblich wären." Eine Einigkeit: Die Forderung von EU-Kandidat Island nach legalem Handel mit Walprodukten wird zurückgewiesen. Bleibt, dass die Frage nicht alle im selben Maße mobilisiert, schließt die SZ. "Vier EU-Länder wollen gar keine Verhandler nach Agadir schicken. Und zwei Staaten haben überhaupt [...] vergessen, ihren Mitgliedsbeitrag bei der Walfangkommission zu bezahlen."

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