Nach Ansicht von Abderrahmane Dahmanedes, ehemaliger Berater für ethnische Vielfalt von Präsident Nicolas Sarkozy, wird der Islam in Frankreich immer mehr „stigmatisiert“. Um seinem Protest Nachdruck zu verleihen, hat er einigen seiner Glaubensbrüder grüne sternförmige Abzeichen verteilt. Sie wecken die Erinnerung an die Abzeichen, welche die Europäischen Juden während des Zweiten Weltkrieges tragen mussten.
Die Kampagne der grünen Sterne steht nicht so sehr für die Dummheit ihres Urhebers, sondern vielmehr für die unglaubliche Unverschämtheit desselben. Zumal es wahrscheinlicher ist, dass es die einheimischen Franzosen sein werden, die sich in einigen Vierteln ihrer Städte unwohl fühlen könnten, wenn sie Gangs von algerischen und marokkanischen Jugendlichen gegenüberstehen. Dass Muslime behaupten, „stigmatisiert“ zu werden, klingt unterdessen grotesk, wenn man sich anschaut, wie auch Katholiken in und um die Seine, sowie in vielen anderen westeuropäischen Ländern verspottet werden. Nicht in der Großen Pariser Moschee, sondern in der Kathedrale von Notre Dame veranstaltete eine Gruppe schwuler Aktivisten vor sechs Jahren eine homosexuelle „Hochzeitszeremonie“, während der Papst Benedikt XVI. beleidigt wurde.
Tatsächlich steht der Islam im Zentrum der Säkularisierungsdebatten. Dabei geht es ebenfalls um die Frage nach der Zukunft des Islams in ganz Europa. Die Partei Sarkozys quält konkrete Probleme, die auch in den italienischen, niederländischen und schwedischen Köpfen umherirren. Wie soll man mit Muslimen umgehen, die in den Straßen der Städte Massengebete abhalten? Sollten Halal-Gerichte auf die Speisepläne in Schulen gesetzt werden? Wie geht man mit dem Problem der nordafrikanischen Studenten um, die gegen die Lehre des Holocaust protestieren und ihn als von Zionisten erfundenen Humbug bezeichnen? Sollten öffentliche Schwimmbäder eigene Öffnungszeiten für muslimische Frauen einführen?
Für die europäische Linke schwingt in jeder dieser Diskussionen immer auch Rassismus mit. Für radikale Muslime handelt es sich um Stigmatisierungen. Wenn man aber gar nicht darüber redet, dann wird das vor allem eine Folge haben: In ungefähr einem Jahrzehnt werden Klone von Marine Le Pen und Geert Wilders den Großteil der Länder des Alten Kontinentes regieren. (j-h)