Institutionen

Barrosos Machtgewinn in der Krise

Veröffentlicht am 19 Juli 2012 um 12:54

José Manuel Barroso „gehört zu den heimlichen Gewinnern der Finanzkrise“ in Europa, schreibt Der Spiegel. „Sie hat ihm beständig mehr Macht verschafft. ... Lange wirkte Barroso wie eine Getriebener, nun entwickelt er sich immer mehr zum Mitspieler.“

Bisher, meint die deutsche Wochenzeitung, galt der Kommissionspräsident als ein Mann, der Konflikten ausweicht und gegenüber den europäischen Regierungschefs über wenig Durchsetzungsvermögen verfügt. Der Spiegel schreibt gar, dass er während der Sitzungen des Europäischen Rates aussah wie ein

Großvater beim häuslichen Dia-Abend, der sich an jeder Alpenblume ergötzt, während der Rest der Familie zu den Erdnüssen greift und das Ende herbeisehnt.

Doch beim letzten Treffen am 28. und 29. Juni kam es anders, meint der Brüssel-Korrespondent des Magazins:

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Als einige der Staats- und Regierungschefs Einwände erhoben gegen die haushaltspolitischen Empfehlungen aus Brüssel, raffte sich der Portugiese zu Widerworten auf. Er erinnerte die Damen und Herren daran, dass sie schließlich selbst der Kommission das Recht gegeben hätten, solche Vorgaben für die nationalen Regierungen zu machen. Ihm sei es ja egal, wenn sie weiter ihre taktischen Spielchen trieben, er halte sich lieber an die Fakten. Und dann schimpfte Barroso: „Wenn der Europäische Rat diese Empfehlungen nicht absegnet, dann haben wir ein ernstes Problem.“ Die Staats- und Regierungschefs staunten. Das von Barroso? So kannten sie ihren Portugiesen eigentlich nicht.

Des Weiteren, notiert der Spiegel, profitiert von den Entscheidungen „für mehr Europa“ des letzten Gipfels vor allem der EU-Kommissionspräsident.

Ist das verwunderlich? Das Nachrichtenmagazin erinnert an den Nachnamen von Barrosos Mutter: „Durão“, der Robuste.

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