Seit seiner Wahl zum Präsidenten ist es das erste Mal, dass Barack Obama Berlin am heutigen 19. Juni einen Besuch abstattet. Zunächst trifft sich der amerikanische Staatschef mit Bundespräsident Joachim Gauck, danach mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Im Anschluss wird er in die Fußstapfen seiner Vorgänger John F. Kennedy Ronald Reagan und Bill Clinton treten und eine mit Spannung erwartete Ansprache vor dem Brandenburger Tor halten. Als Obama Berlin das erste Mal als Präsidentschaftskandidat bereiste, wurde ihm diese Ehre verwehrt.
Nur, „was sagt Obama uns Deutschen heute?“ fragt sich die Bildzeitung. „Mr. Wowereit, open this airport!“, scherzt das Blatt und spielt damit gleichzeitig auf Ronald Reagans berühmte Forderung „Mister Gorbachev, tear down this wall!“ und den Skandal um den Berliner „Willy Brandt“-Flughafen an, der noch immer nicht eröffnet wurde. Auch könnte Obama laut Bildzeitung in Anlehnung an den PRISM-Skandal sagen: „Ich weiß, was Du gestern auf Facebook getan hast“.
Um Obamas Rede sorgt sich auch Der Spiegel, vor allem, weil der US-Präsident so sehr auf Abstand zu Europa gegangen ist. Wie also könnte seine Rede trotzdem in die Geschichtsbücher eingehen, fragt sich der Spiegel und richtet seine Vorschläge unumwunden an den US-Präsidenten:
Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Barack Obama,
[...] Es ist [...] nicht anzunehmen, dass Sie die aktuellen Probleme dieser Stadt und dieses Landes sonderlich tangieren. Das hiesige Flughafendesaster kann Ihnen ziemlich egal sein, und um die Euro-Krise müssen sich die Europäer in erster Linie selbst kümmern. [...] Wir haben uns, Sie werden es nicht bestreiten können, bei aller Freundschaft ein wenig auseinandergelebt in den letzten Jahren. [...] Sagen Sie also bitte nichts Banales, etwa "I like Berlin" oder so ähnlich, das wäre lächerlich [...]. Nein, sagen Sie einfach nur den treffendsten Satz, den Sie, der Präsident der USA, über Ihr Verhältnis zu Berlin, zu Deutschland, zu Europa und zum Rest der Welt sagen können. Stellen Sie sich vors Brandenburger Tor und sprechen Sie die nüchterne Wahrheit aus: „Ich bin ein Amerikaner.“