Mit 502 zu 137 Stimmen haben die Europaabgeordneten am 6. Februar „eine gemeinsame Politik des nachhaltigen Fischfangs“ verabschiedet. Libération verkündet: „Es scheint nebensächlich, ist in Wirklichkeit aber eine historische Entscheidung“. Ziel ist es, „den Fischbestand wieder auf ein Niveau zu bringen, auf dem er sich ab 2020 selbst erneuern kann”.
Die Entscheidung stellt der Vanguardia zufolge eine „Kursänderung“ dar. Vor allem, weil es ab 2014 verboten sein wird, aussortierte Fische, die 23 Prozent des gesamten Fangs in der EU ausmachen, wieder zurück ins Meer zu kippen. Ab dann muss der gesamte Fang in den Hafen gebracht werden:
Die Notwendigkeit, die aktuelle Überfischung zu bremsen und die erschöpften Fischbestände wieder herzustellen, sowie die Einsicht, dass man die Fischereiflotte reduzieren muss, sind die Säulen des aktuellen Kurswechsels, um einen nachhaltigen und durchdachten Fischfang zu fördern. [...] Die Fischereipolitik schmückt sich mit ethischen Werten, um die inakzeptable Angewohnheit zu übertönen, den Beifang (Fische, die kommerziell uninteressant sind) wieder ins Meer zu werfen. [...] Bis jetzt haben die Entscheidungen der vorherigen Fischereipolitik nur die Überfischung der europäischen Bestände zur Folge gehabt: 48 Prozent der geschätzten Fischbestände im Atlantischen Ozean und bis zu 90 Prozent im Mittelmeer sind überfischt".
Le Monde bemerkt jedoch, dass das Wegwerfverbot keine allgemeine Zustimmung findet:
Die Arten, die heutzutage zurück ins Meer geworfen werden, können, wenn sie erst einmal in den Hafen gebracht wurden, zu Fischmehl für die Tierfutterbranche verarbeitet werden. Dadurch könnte dieser eigentlich „zufällige“ Fang ausgeweitet werden, bemängeln die Kritiker dieser neuen Vorgehensweise.
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Die Süddeutsche Zeitung gibt ihrerseits zu bedenken, dass Europa sich als drittgrößte Fischereiflotte gegenüber seinen internationalen Konkurrenten selbst blockiert könnte, wenn es sich für nachhaltigen Fischfang entscheidet.
Natürlich wäre es naiv und vermessen zu glauben, dass ausgerechnet die größten Marktrivalen [China und Peru] dem hehren Beispiel Europas folgen. [...] Aber angesichts der europäischen Flottenmacht wäre schon einmal viel erreicht, wenn sich europäische Fangschiffe auch beim Fischen in nichteuropäischen Meeren an den Prinzipien der Nachhaltigkeit orientieren.