Mit einem Bild des irischen Regierungschefs Enda Kenny, begleitet von der Schlagzeile: “das Keltische Comeback”, betreibt die Time Imageaufbau für Irland. Die einflussreiche amerikanische Wochenzeitung kommentiert Enda Kennys „Wiederaufbau“ der irischen Wirtschaft nach ihrem Zusammenbruch 2008 und fragt sich, „was der Rest Europas von dem Land lernen kann“. Die Time unterstreicht, dass Kenny seit seinem Amtsantritt 2011 als Taoiseach [Titel des Regierungschefs in der irischen Sprache] des krisengeschüttelten Landes ...
… genau solche Kürzungen im öffentlichen Dienst durchgesetzt hat, gegen die in den ähnlich hoch verschuldeten Ländern Griechenland und Spanien auf den Straßen demonstriert wurde. Kenny stieß allerdings auf deutlich weniger Protest gegen die Sparmaßnahmen, was ihm einen weitaus größeren politischen Spielraum als seinem griechischen und spanischen Amtskollegen gab. Viele Wähler und Kommentatoren sahen lange Zeit in Kenny eine schwachen Figur der politischen Szene Irlands. Mit dem nun langsam ansteigenden BIP kann er beweisen, dass er alles andere als ein „Narr“ ist, als den ihn sein Vorgänger (Brian Cowen) 2010 bezeichnete.
Ein Großteil der nationalen Presse ist allerdings verwirrt über den euphorischen Ton der Time. Denn auch unter der Führung durch die Troika aus EU, EZB und IWF bleibt Irland im Strudel von Massenarbeitslosigkeit (14,9 Prozent) und Auswanderung (80 000 in den letzten zwölf Monaten) gefangen. Dem Chefredakteur der Irish Independent zufolge ...
ist Lob aus dem Ausland schön, löst aber keine Probleme im Inland… Der Wirtschaftswissenschaftler und Moralphilosoph Adam Smith sagte einmal: „Keine Gesellschaft kann glücklich sein und prosperieren, wenn der größte Teil ihrer Mitglieder arm ist und im Elend lebt.“ Das ist sicher eine zutreffendere Beschreibung der Lage in Irland als die Grübeleien der Time über ein „Keltisches Comeback“.
Seit den 1980er Jahren und der Finanzialisierung der Wirtschaft haben uns die Akteure der Finanzwirtschaft gelehrt, dass sich hinter jeder Gesetzeslücke eine kurzfristige Gewinnmöglichkeit verbirgt. All das und mehr diskutieren wir mit unseren Investigativ-Journalisten Stefano Valentino und Giorgio Michalopoulos. Sie haben für Voxeurop die dunklen Seiten der grünen Finanzwelt aufgedeckt und wurden für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
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