Data Erasmus-Programm

Das Austauschprogramm, das Europa vereinen soll, muss unter Ungleichheit leiden

Das Erasmus-Programm wurde vor 35 Jahren ins Leben gerufen, um europäischen Studierenden Gelegenheit zu geben, im Ausland zu studieren und zu leben und so in den Genuss der Privilegien eines Kontinents ohne Grenzen zu kommen. Es hat allerdings eine bedeutende Schwachstelle: Wie Daten zeigen, profitierten trotz der Stipendien bisher nur diejenigen von dem Programm, die auf finanzielle Unterstützung zählen können.

Veröffentlicht am 10 Februar 2022 um 12:32

Von den vier Monaten ihres Erasmus-Aufenthalts in London hat sich Cristina zwei Monate lang ein Bett mit einer Freundin aus Madrid geteilt. „Fast hätte ich in einem Wohnzimmer schlafen müssen, mit einem improvisierten Vorhang als einziger Privatsphäre. Aber zufällig ging eine Freundin gerade weg und überließ uns ihr Zimmer“, so erzählt sie von ihrer Erfahrung in den Jahren 2014 und 2015. 

Claudia aus Granada erinnert sich, wie sich ihre Ernährung und ihr Sozialleben drastisch verschlechterten, als sie für einige Monate im Ausland studierte. Und das, obwohl ihre Eltern sie nach Kräften finanziell unterstützt haben.

Juan entschied sich, auf die Teilnahme zu verzichten, als er erfuhr, dass er nur 300 € im Monat bekommen würde. „Es war einfach unmöglich. Ich wäre gern nach England gegangen, hätte allerdings mehrere Jobs annehmen müssen. Da wäre keine Zeit für die Uni geblieben“, erklärt er.

Das Erasmus-Programm wurde geschaffen, um allen europäischen Studierenden die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes zu bieten. Die Motivation war zweierlei: die Studierenden auf akademischer Ebene zu bereichern und ihnen wertvolle Kompetenzen für ihre berufliche Zukunft zu geben, und gleichzeitig den europäischen Zusammenhalt zu stärken, indem junge Menschen für eine gewisse Zeit in anderen Ländern des Kontinents leben. Das Programm reduziert die physischen und kulturellen Grenzen und erhöht die Chancen für ein gemeinschaftlicheres Europa.

Doch seit seinem Beginn vor 35 Jahren hatte das Programm einen grundlegenden Makel: trotz des Erasmus-Stipendiums war die Teilnahme denjenigen vorbehalten, die sich auf zusätzliche finanzielle Unterstützung verlassen konnten. Die Ungleichheit machte sich also darin…

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