In London erzählt man sich gerade ein Bonmot. Europa habe neuerdings zwei Hauptstädte. Die eine: Berlin. Die andere, nach einer Kunstpause: Frankfurt. In Griechenland machen Gerüchte die Runde, die deutsche Regierung könne nach der Wahl einen Schuldenerlass auf die Tagesordnung setzen.
Und in Spanien hält sich die Vermutung, dass die Sache mit der Bankenabwicklung am 23. September kein Problem mehr sein werde - die größten Altlasten auf der iberischen Halbinsel würden nach der deutschen Wahl gemeinschaftlich abgewickelt; man solle sich mal keine Sorgen machen.
Nein, niemand macht sich Sorgen in Deutschland. Niemand diskutiert über Europa in diesem Wahlkampf (4159711). Niemand fragt, ob es frische Ideen gäbe zur Bewältigung der Krise. Diese Krise, man will es ja gar nicht mehr hören, hat wohl ihren Zenit erreicht, aber sie ist noch lange nicht zu Ende. Niemand fragt nach dem nationalen Risiko bei einer Bankenabwicklung. Niemand diskutiert die Architektur eines neuen Europas, die eine Wiederholung der Krise ausschließen soll.
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