Platz Bana Jelacica, Zagreb, Juli 2013.

Europa ist noch weit

Ein Jahr nach ihrem EU-Beitritt haben die Kroaten immer noch nicht die sozialen Werte und den Lebensstandard ihrer Mitbürger in der Union erreicht. Schuld daran sind die mangelnde Pädagogik der Politiker sowie der Widerstand der Bevölkerung gegen einen Wandel.

Veröffentlicht am 12 Juli 2014 um 21:29
Eloisa d'Orsi  | Platz Bana Jelacica, Zagreb, Juli 2013.

Ein Jahr nach unserem EU-Beitritt kann man sagen, wir haben versagt. Es ist uns nicht gelungen, uns dem Lebensstandard und den sozialen Werten der hoch entwickelten EU-Länder anzugleichen. Wer ist dafür verantwortlich? Eine schlecht geführte Politik, die unser – Veränderungen gegenüber traditionsgemäß eher abgeneigtes – Volk nicht davon überzeugen konnte, dass sich ein Leben im europäischen Stil nicht von alleine einstellt, ohne die eigene Welteinstellung radikal ändern zu müssen.

[[Kroatien bleibt ein introvertiertes Land, das an Klaustrophobie leidet, allen möglichen kleinen Korruptionen gegenüber unglaublich tolerant ist, seinen Unternehmern misstraut und seiner Vergangenheit zu eng verbunden bleibt]] – dabei war diese nie so glorreich, wie es die romantischen Patrioten gerne glauben. Die gute Nachricht besteht darin, dass das nicht immer so sein muss und sich durchaus ändern kann. Die schlechte Nachricht ist hingegen, dass sich noch immer nichts geändert hat.

Das liegt unter anderem an dem relativ bequemen Leben, das der Großteil der Bevölkerung im ehemaligen Jugoslawien führt. Es hat den Unternehmungsgeist betäubt, der aus der Revolte und jenem Überlebenskampf entsteht, den die Bürger jenseits des „Eisernen Vorhangs“ führen mussten.

So wiegten wir uns in einem Gefühl der Überlegenheit gegenüber allen, denen es schlechter geht. Läuft Kroatien damit nicht Gefahr, zu einem neuen Griechenland zu werden? Nein, ganz sicher nicht. Erstens, weil in Kroatien niemand je so viele Privilegien genossen hat wie die griechische Regierung. Trotz der Aversion unserer Beamten gegen Veränderungen, kann man sie dennoch nicht mit den Griechen vergleichen. Und zweitens sind vor allem die Ausmaße der kroatischen Wirtschaft sowie ihre Bedeutung innerhalb der EU so bescheiden, dass sie selbst im Fall eines Staatsbankrotts die EU nicht gefährden können.

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