So wie die Wissenschaft kein Heilmittel gegen Krebs zu finden scheint, sucht die westliche Welt seit langem ein Gegenmittel für das tyrannische Regime von Wladimir Putin und dessen negativen Einfluss auf Europa. Diese geopolitische Konstante veranlasste Andrei Pleșu, den Gründer des rumänischen Kulturmagazins Dilema, einen Artikel mit dem Titel „die Schwächen des Westens“ zehn Jahre nach der ersten Publikation erneut zu veröffentlichen. Zu den „Unzulänglichkeiten“ des Westens zählt Pleșu sein umfangreiches Regelwerk, seine Objektivität und seine Naivität, die sogar so weit geht, Führungsfiguren wie Putin zu bewundern. „Letztendlich ähneln die ‚diplomatischen‘ Beziehungen zwischen der Russischen Föderation und der übrigen Welt dem Versuch einer vornehmen Dame, mit einem hungrigen Tiger Menuett zu tanzen. Das geht schief“, schließt Pleșu.
In einem Meinungsbeitrag in derselben Ausgabe von Dilema stimmt die Anthropologin Anca Manolsecu Pleșu zu. Sie weist allerdings konkreter auf die Fehler im Verhalten Europas hin und beginnt mit einem Zitat des litauischen Außenministers Gabrielius Landsbergis. „Der Wecker hat geklingelt, aber wir sind noch nicht aus dem Bett gekommen“, warnte Landsbergis (Vaterlandsbund – Litauische Christdemokraten) in einem Interview mit der Korrespondentin Ines Trams vom deutschen Fernsehsender ZDF. Daher ist Manolescu der Meinung, dass Europa „schneller, umfassender und entschlossener handeln“ müsse.
Ein Blick auf die Lage in Südosteuropa genügt, um zu sehen, dass Europa im Kampf gegen Russlands üble Machenschaften noch viel Arbeit vor sich hat.
Putin nimmt weiter Einfluss auf Moldawien
Ein Problem sind die pro-russischen Regionen in Moldawien. Kurz nachdem sich die liberale Regierung in Chișinău der Gerüchte über eine russische Invasion in Transnistrien angenommen hatte, traf sich Evghenia Guțul, die Moskau-freundliche Gouverneurin der autonomen moldawischen Region Gagausien in Sotschi mit Wladimir Putin. Kaum war sie wieder zu Hause, behauptete Guțul, sie habe mit dem russischen Gasversorger Gazprom einen Vertrag über die Lieferung von billigem Gas nach Gagausien geschlossen. Daraufhin zitierte die investigative moldawische Zeitung Ziarul de Gardă den pro-europäischen moldawischen Premierminister Dorin Recean, der die Führung Gaugasiens als „kriminelle Gruppe“ beschrieb, die „falsche Versprechungen“ mache und „vor Gericht“ gestellt werden müsse.
Ein Lichtblick ist die Tatsache, dass immer mehr moldawische Kirchen die Metropolie von Moldawien (Russisch-Orthodoxe Kirche) verlassen und sich der Metropolie von Bessarabien (Rumänisch-Orthodoxe Kirche) anschließen. Der Hauptgrund für diese Wechselbewegungen ist die Kriegsbeteiligung der Russisch-Orthodoxen Kirche. „Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist direkt in den Krieg in der Ukraine involviert. Sie stellt ihre eigene Söldnerarmee auf, die sie in Kirchen mit Ausbildern der Spezialkräfte ausbildet und dann zum Kämpfen in die Ukraine schickt“, so der liberale Bürgermeister des moldawischen Dorfes Răuțel, der in Ziarul de Gardă zitiert wird.
Bulgarien spielt Putin in die Hände
Ein weiteres Problem ist die Naivität Bulgariens, das Russland den Bau einer Gaspipeline für die Belieferung von Serbien und Ungarn gestattet. Beide Länder beziehen weiterhin russisches Gas und haben anders als die meisten anderen europäischen Kunden von Gazprom die Handelsbeziehungen nicht abgebrochen. Laut Herausgeber Ivaylo Stanchev liegen der bulgarischen Zeitung Capital geleakte Dokumente vor, die belegen, dass Russland den Bau von „TurkStream“ durch Bulgarien aggressiv diktiert hat. Einer der größten Befürworter der Pipeline war der konservative Bojko Borissow, bulgarischer Premierminister von 2017-2021. TurkStream ist seit 2021 in Bulgarien tätig.
Rumäniens veraltete Armee
Eine der Schwachstellen Rumäniens ist der prekäre Zustand seiner Armee. Laut Informationen, die der Journalist Andrei Udișteanu vor Kurzem auf der rumänischen Investigativplattform Recorder veröffentlichte, sind mindestens 130 der von der rumänischen Armee eingesetzten Militär-Lkws über 40 Jahre alt. Einer dieser Lastwagen hatte 2017 eine Fehlfunktion, die 3 Soldaten tötete. „Rumänien ist nicht bereit. Weder politisch, noch militärisch, noch wirtschaftlich ist Rumänien in der Lage, eine führende Rolle in der europäischen und transatlantischen Sicherheitspolitik zu übernehmen“, meinte Goșu gegenüber der Journalistin Carolina Drüten von der rumänischen Onlinepublikation PressOne.
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