Beinahe jedes Jahr schafft sich irgendein Deutschland ab und ein anderes entsteht. Das Leben geht weiter, es ändert sich jeden Tag - zum Ärger der einen und zur Freude der anderen. Allein in meiner Wahlheimat Berlin Prenzlauer Berg habe ich in den letzten zwanzig Jahren jede Menge Veränderungen erlebt.
Als ich hierher zog, war diese Wohngegend von der sogenannten russischen Motte befallen - also von freiberuflichen Künstlern und Schauspielern, die wie Motten in den Kastanienbäumen an allen Kneipentischen klebten. Die Lebenskünstler aus dem Westen lösten die schwermütigen ostdeutschen Rentner in ihren Wohnungen mit Ofenheizung und Außentoilette ab.
Später kamen die unrasierten norddeutschen Kneipenwirte, dann die geschäftstüchtigen Schwaben und die alten Kinder des Internets. Heute ist unsere Gegend durchmischt und undurchsichtig. Aber es fällt auf, dass die meisten hier keine vernünftige Arbeit haben: Sie halten zusammen, helfen einander und kommen so über die Runden.
Die Fähigkeit zur Veränderung unterscheidet eine offene von einer totalitären Gesellschaft. Der deutsche Bundespräsident sagte einmal, die Demokratie lebe davon, dass alle Bürger ihre Regeln verstehen. In Wirklichkeit lebt eine Diktatur davon, dass alle ihre Regeln kennen. Eine Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass niemand ihre Regeln versteht, geschweige denn auswendig kennt. Nein, diese Regeln werden vielmehr im demokratischen Prozess ständig neu erfunden. Der ganze Artikel auf der Website der Tageszeitung...