Die spanische Presse macht mit der Demonstration vom 11. September in Barcelona auf..

Katalanen zeigen Madrid die Zähne

Veröffentlicht am 12 September 2012 um 14:35
Die spanische Presse macht mit der Demonstration vom 11. September in Barcelona auf..

„Katalonien reicht es!“ Mit diesem Titel kommentiert La Vanguardia den Protestmarsch vom Vortag, bei dem zwischen 600.000 und 1,5 Millionen Menschen in der katalanischen Hauptstadt für die Unabhängigkeit der Region demonstrierten. Unter dem Motto „Katalonien, ein neuer Staat Europas“ forderten die Demonstranten den spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy am Nationalfeiertag Kataloniens (Diada Nacional de Catalunya) aufs Neue heraus. Laut der Tageszeitung aus Barcelonamuss der Regierungschef von nun an...

eine Lösung für das Problem der katalanischen Verdrossenheit finden. Unterdessen müssen die Regionalregierung und ihr Präsident Artur Mas die Nachwehen dieser Mobilisierung in den Griff bekommen [...] und sich klipp und klar zu Souveränität und Unabhängigkeit äußern.

Am 20. September wollen sich Rajoy und Mas dann in Madrid treffen, um den katalanischen Fiskalpakt zu diskutieren. Dieser müsste Katalonien in Steuerfragen mehr Eigenverantwortung einräumen. Eine heikle Frage, zumal Katalonien laut El Periódico...

historisch gesehen eine problematische Rolle auf der politischen und institutionellen Bühne Spaniens spielt. [Dieses Problem] wird erst dann gelöst werden, wenn wir begreifen, dass [Katalonien] einfach nur respektiert werden und das spanische Steuerrad auch wirklich mitlenken will – ohne Sonderrechte, aber auch ohne Ungerechtigkeiten. [...] Für den Fall, dass dies nicht geschieht, wird der brodelnde Separatismus viel mehr Unheil anrichten und letztendlich auch eine viel stärkere Unsicherheit bringen.

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Für die Tageszeitung El País aus Madrid gibt es für diese Massenmobilisierung verschiedene Gründe:

Ein tiefgreifender politischer Kurswechsel und große Unzufriedenheit: [Erstens] über das Urteil des spanischen Verfassungsgerichts, das die Hoffnungen auf mehr Autonomie für die Regionalregierung zunichtemachte, [zweitens über] die Krise, die den wirtschaftlichen Aufschwung ausbremst, [und drittens über] die neue Strategie der Volkspartei [sprich der Machthaber in Madrid], die wieder stärker zentralisieren will. Aus diesem allgegenwärtigen Unbehagen schlägt vor allem das [nationalistische Parteibündnis] CiU [Convergència i Unió, das die Regionalregierung anführt] Vorteile, weil es die Aufmerksamkeit von den Sparmaßnahmen und seiner Verantwortung für die katalanischen Schulden ablenkt.

Die konservative ABC sieht das anders. Indem der katalanische Nationalismus den Zentralstaat für „schuldig“ erklärt und die Unabhängigkeit als „fiktive Lösung“ verkauft, wäscht er seine eigenen Hände in Unschuld. Der Tageszeitung zufolge handelt es sich um...

eine permanente nationalistische Lüge, die Spanien für alle Übel verantwortlich macht. Diese Verblendung sei weder durch drei Jahrzehnte nationalistischer Politik [...], noch ein vollständiges Eintauchen der katalanischen Gesellschaft in das nationalistische Diktat, und schon gar nicht durch die außerordentlich radikale Selbstregierung zu rechtfertigen, die jedes noch so föderalistische Prinzip übersteigt. Nun trägt das Blendwerk den Namen Fiskalpakt. Zuvor war es der neue [Autonomie-]Status für die Region.

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