Konflikt muss sein

Ob gegen Sparpakete, Rentenreformen oder Atomtransporte, auf Europas Strassen krachen die Proteste. Ist die Demokratie am Ende? Nein, sagt Trendforscher Matthias Horx, die politischen Eliten müssten nur von ihrem Ross steigen und sich auf eine echte Bürger-Demokratie einlassen.

Veröffentlicht am 1 November 2010

Wie soll das alles weitergehen? Brennende Schulen in Frankreich, Rebellion der Schwaben gegen Bahnhöfe, Müll-Randale in Neapel. Nun stehen auch noch Castor-Schlachten vor der Tür. Fehlt nur, dass die coolen Briten gegen ihr Sparprogramm auf die Barrikaden gehen, oder die Griechen ihre Feta-Exportfabriken anzünden. Ist die Demokratie, wie viele Kommentatoren es schon wieder raunen, am Ende? Muss nicht auch mal ein BASTA gesagt werden können, wenn es um "wachstumsrelevante Großprojekte" geht? Noch deutlicher: Sollten wir nicht ein wenig vom chinesischen Modell lernen, das mein Freund, der Zukunftsforscher John Naisbitt, in seinem Buch "Megatrend Asien" listig als "vertikale Demokratie" bezeichnete?

Wir vergessen schnell. In meiner Jugend, den wilden 70er-Jahren, ging es noch ganz anders zur Sache in Europa. In den Militärdiktaturen Griechenlands, Portugals, Spaniens waren Demonstrationen lebensgefährlich. In Frankreich gab es Anti-Atomproteste mit Toten. In Berlin, Frankfurt, Hamburg klirrten jede Woche reichlich Fensterscheiben. Die Gesellschaft war in vielerlei Hinsicht viel gespaltener als heute. In meiner Heimatstadt Frankfurt gab es damals 8000 Obdachlose, die an jeder Ecke lagerten. Wer den "Deutschen Herbst" miterlebt hat, weiß, in welcher Konsens-Kultur wir heute eigentlich leben. Zum Originalartikel in der Berliner Zeitung...

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