Eine Brise der Erleichterung wehte in den letzten Tagen über Europa. Man kann noch nicht von einem Wind der Erneuerung sprechen, aber das gesetzte Zeichen war deutlich: Am 24. November fanden sich Deutschland und Frankreich zum wiederholten Male in Straßburg zu einem Gipfeltreffen zusammen, um über eine mögliche Lösung aus der Schuldenkrise zu reden. Diesmal war “Merkozy” nicht mehr allein. Der italienische Regierungschef Mario Monti war auch zur Stelle und zeigte, dass er keineswegs nur den Anstandswauwau für das deutsch-französische Paar geben wollte.
Dieses Paar entstand aus einer Vernunftehe, deren (wirtschaftlicher) Gesundheitszustand sich verschlechtert. Frankreich hat mehreren Beobachtern zufolge seine kostbare AAA-Wertung so gut wie verloren und die deutschen Staatsanleihen sind nicht mehr so verlockend wie sie einmal waren. Dies wurde am relativen Misserfolg der Ausgbae von zehnjährigen Bundesanleihen am 23. November deutlich.
Die Meinungsverschiedenheiten Deutschlands und Frankreichs hinsichtlich der einzusetzenden Mittel, um die Anstürme der Spekulanten auf die Staatsschulden abzuwehren, halten die Eurozone in Atem – Vorschläge sind die Schaffung gemeinsamer Euro-Bonds oder Darlehen an Staaten, wenn gleichzeitig in den Verträgen Sparpläne und Steuerharmonisierung festgehalten werden. Doch jeder weitere Tag der Unklarheit bringt das Paar immer näher an den Rand.
Die Presse auf dem Stiefel begrüßt die “Rückkehr Italiens nach Europa” nach Jahren des Desinteresses und Berlusconischer Fehltritte. Gleichzeitig lässt der Einzug der dritten europäischen Wirtschaftsmacht, verkörpert durch den hoch geachteten ehemaligen EU-Kommissar Monti, Hoffnung auf einen Ausweg aus der Sackgasse aufkommen, in der sich Euroland erneut befindet. Auch wenn es unwahrscheinlich erscheint, dass Monti den Schiedsrichter zwischen Paris und Berlin geben könnte oder wolle, ist er sehr wohl in der Lage, als Vermittler zu fungieren.
Ein Vermittler, der, wie er wiederholt seinen Kameraden – Verfechtern der zwischenstaatlichen Methode – in Straßburg verdeutlichte, überzeugt davon ist, dass der Weg aus der politischen und wirtschaftlichen Krise der EU über Respekt und Ausbau der Methode und der gemeinschaftlichen Institutionen geht. Kommissionschef José Manuel Barroso wird ihn hierin voll unterstützen, denn dieser hatte sich kürzlich in ähnlicher Weise geäußert.
Dies sollte diejenigen beruhigen können, die fürchteten, dass “Merkozy” durch eine Dreiecksbeziehung ersetzt werden würde, für die die europäischen Journalisten schon freudig hinreichend Namen erfunden haben: “Sarmonkel”, “Merkozonti”, “Merkonti”, “AnNiMa” oder “MMS” sind einige der beliebtesten. Sie haben die Wahl! Darüber sollte man aber nicht vergessen, dass die Zeit läuft und die Erwartungen steigen.
Aus dem Französischen von Signe Desbonnets