Was sollte Mario Draghi auch anderes werden als Notenbanker? Schon bei seiner Geburt, 1947, ging Vater Draghi Tag für Tag in den mächtigen, stuckverzierten „Palazzo Koch“ in der Via Nazionale, mitten in Rom, und half, das Gelddrucken des italienischen Staates zu organisieren.
Nun hat der Sohn hier das Sagen, als Gouverneur der „Banca d' Italia“, dem italienischen Gegenstück zur Deutschen Bundesbank. Der Ruf der italienischen Staatsbank war freilich häufig etwas zweifelhaft: Spekulationsblasen, Inflationsschübe, Devisenkrisen nahmen hier ihren Anfang; viele der, wie Päpste, auf Lebenszeit gewählten Chefs kungelten mit der Politik, sprachen sich unter der Hand mit Bank-Kollegen ab und standen oft nicht in bestem Ansehen. Der letzte Amtsinhaber vor Draghi, Antonio Fazio, wurde Ende 2005 im Zuge eines gewaltigen Bankenskandals aus dem Amt gedrängt. Es ging um Bestechung, Insiderhandel und Amtsmissbrauch.
Und aus diesem zwielichtigen Staatskasino soll nun der nächste „Mr. Euro“ rekrutiert werden? Zumindest könnte es so kommen - denn neben Bundesbankpräsident Axel Weber galt Draghi stets als aussichtsreichster Kandidat für den Chefposten bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Weber hat sich aus dem Rennen verabschiedet - bleibt zunächst also Draghi. Die Frage ist nur: Sollte er wirklich die Verantwortung für die Stabilität der europäischen Währung bekommen? Sollte der künftige EZB-Chef aus einem Land mit ausgeprägter Inflationskultur und dem zweithöchsten Schuldenberg der EU stammen? Kann das gut gehen?
„Nein“, sagen - leise und anonym - wichtige Politiker in Berlin wie auch in München. Das sei dem Volk „nicht zu vermitteln“. Laut trommelt die *Bild*-Zeitung: „Auf gar keinen Fall“ dürfe „dieser Italiener“ Präsident der Europäischen Zentralbank werden, die „das Erbe der guten stabilen D-Mark verwaltet“. Fazit der Boulevard-Analyse: „Das darf ja wohl nicht wahr sein!“ Lesen Sie den ganzen Artikel auf Spiegel Online...