Am Sonntag, dem 30. Oktober, fand in Brasilien der zweite Wahlgang statt. Der 77-jährige ehemalige Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (Arbeiterpartei, PT, Linke) setzte sich mit einem wesentlich geringeren Vorsprung als von den Umfragen vorhergesagt (50,9 % der Stimmen) gegen seinen Vorgänger Jair Bolsonaro (Liberale Partei, PL, extreme Rechte) durch (49,1 % der Stimmen).
Lulas Sieg markiert für Brasilien nach einer Amtszeit, die insbesondere von Jair Bolsonaros katastrophalen Umgang mit der Covid-19-Pandemie geprägt war, eine „Rückkehr zur Normalität“. Lula wird jedoch ein Land führen müssen, das stärker gespalten ist als je zuvor. Das Echo auf den Sieg der brasilianischen Linken geht weit über die Grenzen Südamerikas hinaus, insbesondere in Bezug auf den Klimawandel, wenige Tage vor Beginn der COP27 in Ägypten.
Unter Bolsonaro hat sich die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes besonders beschleunigt – über 40.000 Quadratkilometer Vegetation wurden vernichtet. Nach der Bekanntgabe von Lulas Wahlsieg kündigte Norwegen an, wieder Zuschüsse für den Schutz des Amazonas zu gewähren, nachdem das Land diese im Jahr 2019 ausgesetzt hatte. Lula hatte im Wahlkampf seine ökologischen Ambitionen hervorgehoben.
Aus wirtschaftlicher Sicht könnte die Wahl Lulas auch zur schnelleren Ratifizierung einiger Abkommen führen. Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Uruguay, Paraguay, Venezuela), das von den europäischen Ländern wegen der unter Bolsonaro praktizierten Abholzung gestoppt wurde, könnte ebenfalls zum Abschluss kommen. Wenn der Vertrag ratifiziert wird, dürfte die EU in der Lage sein, ihre Exporte gegen Produkte der lokalen Landwirtschaft einzutauschen.
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