Nachrichten Handelskrieg: EU-China

Europäer, fügt euch oder sonst...

Die Europäische Kommission will Zölle für chinesische Solarkollektoren durchdrücken. Nun hat Peking beschlossen, über die europäischen Weinimporte zu ermitteln. Und wenn die 27 das nicht verstehen, dann werden andere Vergeltungsmaßnahmen folgen, so warnt die offizielle chinesische Zeitung.

Veröffentlicht am 6 Juni 2013 um 14:49

Chinas Entscheidung, eine Ermittlung über Dumping und Subventionen bei Weinimporten aus der Europäischen Union einzuleiten, zeigt, dass das Land seine wirtschaftlichen Hauptinteressen schützen will – und reichlich Karten in der Hand hält, um dies zu tun.
Das Handelsministerium erklärt, es habe die Ermittlung auf Ersuchen der lokalen Weinproduzenten gestartet. Dies erfolgt, nachdem die EU am Dienstag beschlossen hatte, einen anfänglichen Zoll von 11,8 Prozent auf Importe von Solarmodulen, -zellen und -wafern aus China zu erheben.
Wenn die beiden Parteien im August nicht zu einer Übereinkunft gekommen sind, soll dieser Zoll auf durchschnittlich über 47 Prozent erhöht werden.
Die EU traf diese Entscheidung angesichts des starken Widerstands aus China, und viele europäischer Unternehmen werden darunter zu leiden haben.
Diese Ermittlung im Weinsektor dient als frühzeitige Warnung, dass nicht nur die europäischen Photovoltaik-Unternehmen zu Opfern werden können, falls die EU ihre protektionistische Position beibehält.
Die Schuldenkrise in Europa und ihre Nachwirkungen haben die wirtschaftliche Vitalität des Kontinents angeknackst, doch Protektionismus ist nicht die Lösung. Er wird nur Retourkutschen auslösen und die wirtschaftlichen Aussichten Europas verschlechtern.

Verhandlungen statt Handelskrieg

China hat sich unablässig bemüht, die Situation zu entspannen, indem es Verhandlungen mit der EU initiierte. Das Land hat auch deutlich zu verstehen gegeben, dass es den Konflikt durch Besprechungen und Verhandlungen lösen will, nicht durch einen Handelskrieg.
Doch durch die Erhebung des Zolls auf Importe aus China hat die EU gezeigt, dass sie kein vergleichbares Engagement besitzt. Die Entscheidung wird zu vielen Unternehmensschließungen in China führen und das Land hat keine andere Wahl als zurückzuschlagen.
Weinexporte sind für die EU gewiss nicht so wichtig wie die Photovoltaikexporte für China. 2012 kamen mehr als zwei Drittel der 430 Millionen Liter Wein, die China importiert hatte, aus der EU. Der Gesamtwert betrug über eine Milliarde US-Dollar. China hingegen exportierte Solarenergieprodukte im Wert von 27 Milliarden US-Dollar in die EU.
Auf die Ermittlung über die Weinimporte könnten noch weitere Entscheidungen folgen, falls die EU nach wie vor Chinas Interessen ignoriert. Chinas Gesamtimporte aus der EU beliefen sich letztes Jahr auf 212 Milliarden US-Dollar, was China einen großen Spielraum lässt.
Nun ist die EU am Zug. Sie muss beweisen, dass sie bereit ist, den Konflikt in den bevorstehenden Verhandlungen zu lösen.
China ist eine der wesentlichen Zielscheiben für Anti-Dumping-Abgaben an andere Länder geworden und muss nun auch anfangen, seine rechtmäßigen Interessen dadurch zu schützen, indem es stärker die Zähne bleckt.(PLM)

Aus französischer Sicht

Chinesische Strafzölle auf Weine wären „eine Katastrophe”

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Die französischen Winzer sind über die von Peking angedrohten Strafzölle auf europäische Weine beunruhigt, denn „das Reich der Mitte ist heute der größte Exportmarkt für Weine”, unterstreicht die Zeitung Les Echos:

Mit etwa 48 Millionen Flaschen sind das 22 Prozent des gesamten französischen Weinexports, beziehungsweise 27 Prozent, wenn man Hong Kong mit einbezieht […]. Der chinesische Markt ist damit zweieinhalb Mal größer als der deutsche. Die Verkaufsgewinne belaufen sich auf 565 Millionen Euro, was 26 Prozent des Gesamtprofits entspricht.

La Croix zufolge wären Strafzölle auf europäische Weine durch China eine wirkliche „Katastrophe” für die Bordelaiser Winzer, die bei dem Gedanken daran förmlich „erzittern”, denn der Weinanbau sichert 55.000 Arbeitsplätze in der Region:

der Bankrott von Produzenten und Händler und damit der Verlust von Arbeitsplätzen sind zu befürchten, sollte China die Drohung in die Tat umsetzen.
Les Echos fügt außerdem hinzu, dass chinesische Investoren selbst in Weinanbaugebiete im Süd-Westen Frankreichs investiert haben.

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