Enorme Kapitalflucht

Veröffentlicht am 14 Juni 2012 um 13:31

Die schwächsten Länder der Eurozone tauchen immer tiefer in den Problemsumpf ein. Schuld daran ist aber nicht nur die Schuldenkrise, sondern auch die Abwanderung, zu der sich viele Menschen entschließen und die außerordentlich diskret von statten geht.

Für den Wirtschaftsexperten Federico Fubini trocknet diese „große Kapitalflucht“ gen Norden (Deutschland, Luxemburg und die Niederlande) europaweit die Kreditquellen aus und macht die Finanzierung der öffentlichen Schulden immer komplizierter.

„Begonnen hat das Ganze Anfang 2008, kurz bevor die Banken Bear Stearns und Lehman Brothers in den USA zusammenbrachen“, schreibt Fubini in Corriere della Sera.

Die Banken der wichtigsten europäischen Wirtschaftssysteme hatten „unerträglich hohe Schuldenberge angehäuft“ und waren den anderen Ländern der Eurozone plötzlich regelrecht ausgeliefert. Aus Angst vor der Krise bemühten sich sowohl öffentliche als auch private Investoren schleunigst darum, ihre Auslandsanlagen zurückzuführen.

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Innerhalb von nur drei Jahren floss die ungeheure Summe von 600 Milliarden Euro aus Italien und Spanien nach Deutschland und Frankreich. Dadurch explodierten in diesen Ländern auch die Spreads auf die Staatsanleihen. [...] Jeder kehrte mit seinem Geld nach Hause zurück. So als vertraue er seinen Nachbarn in der Eurozone nicht mehr. Warum? Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens drängten die nationalen Aufsichtsbehörden zu dieser Lösung. Zweitens beschlossen Banken (und Unternehmen), dass es den Euro bald nicht mehr geben wird und es daher sicherer sei, Vermögenswerte und Schulden in einem einzigen Hoheitsbereich zusammenzubringen.

Währenddessen „befürchten die Sparer in einigen schwächelnden EU-Ländern, dass der Staat und die Banken den Schock nicht aushalten werden und entscheiden sich aus mangelndem Vertrauen dazu, ihr Ersparnisse in Sicherheit zu bringen.“

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, müssen sich die „Politiker auf oberster Ebene einigen“, meint Fubini. „Wie 1991 in Maastricht“, als die EU-Spitzen sich auf die Einheitswährung verständigten und gemeinsame Konvergenzkriterien festlegten.

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