Das Drama geschah nicht weit von hier. Deutscher ISAF-Soldat auf Patrouille bei Kunduz, Oktober 2009 (AFP)

Das mysteriöse Mandat

Die USA wollen mehr Soldaten für den Kampf gegen die Taliban. Die heutige Debatte im Bundestag zeigt, dass die Regierungen den Gutkrieger-Mythos aufgeben mussten ohne eine Alternative bereit zu haben, und sich standhaft weigern, ihre Bevölkerung zu informieren, meint Eric Chauvistré in der Tageszeitung.

Veröffentlicht am 3 Dezember 2009 um 15:16
Das Drama geschah nicht weit von hier. Deutscher ISAF-Soldat auf Patrouille bei Kunduz, Oktober 2009 (AFP)

Die deutschen Befürworter des Afghanistan-Einsatzes sind ins Mark getroffen. Sie haben den Krieg stets mit hohen moralischen Ansprüchen verkauft. Gleichzeitig wurde ein risikoloser Einsatz versprochen. Beide Säulen dieses Konstrukts sind mit Obamas Redezusammengebrochen.

Die Bundesregierung müsste jetzt eingestehen, dass die neue Strategie der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan darauf basiert, den Krieg nüchtern zu sehen. Doch ohne Pathos, ohne Gutkrieger-Mythos gäbe es keine deutsche Beteiligung an diesem Konflikt. Die rot-grüne Koalition unter Schröder und Fischer hätte sonst vor acht Jahre keine Unterstützung für die Entsendung der ersten Truppen bekommen. Und nun fürchten offenbar ihre Nachfolger, auch den letzten Rest an Unterstützung für den Einsatz am Hindukusch zu verlieren. Zum Originalartikel von Eric Chauvistré in der Tageszeitung...

Europäische Union

30.000 Soldaten vor Ort

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Nachdem Präsident Obama dafür plädiert hat, noch mehr Truppen nach Afghanistan zu schicken, wird in mehreren europäischen Ländern die seit 2001 latent schwelende Diskussion wieder entfacht, ob die westliche Militärpräsenz in Afghanistan legitim ist und welche Ziele sie genau verfolgt. Momentan sind knapp 30.000 der 71.000 Soldaten der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (Isaf) aus 25 Ländern der EU vor Ort stationiert. Die europäischen Alliierten von Washington werden vom Generalsekretär der NATO Anders Fogh Rasmussen unter Druck gesetzt und müssen sich zur weiteren Vorgehensweise bezüglich ihres Engagements äußern. Am 2. Dezember zeigte Polen seine Bereitschaft, weitere 600 Männer zu entsenden. Am 3. kündigte Italien eine Verstärkung von 500 bis 1500 Soldaten an. Aber die Niederlande, deren Koalitionsregierung sich hinsichtlich dieser Frage uneinig ist, bleiben entschlossen, sich am 1. Dezember 2010 aus Afghanistan zurückzuziehen. Frankreich möchte die internationale Konferenz Ende Januar abwarten, bevor es sich dazu oder dagegen entschließt, Ausbilder für die afghanische Armee zu entsenden. Großbritannien stellt nach den USA das größte Kontingent und hatte schon angekündigt, demnächst 500 weitere Soldaten zu stationieren.

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