Am 15. Oktober "hat die Schweiz das getan, was sie Europa versprochen hat“, schreibt Le Temps: "den längsten Eisenbahntunnel der Welt [57 Km] durch die Alpen zu bohren, um eine Schnellverbindung von Nord nach Süd zu schaffen.“ In den frühen 90er Jahren, schreibt die Tageszeitung aus Genf, übte die Union Druck auf die Schweiz auf, damit das Land den Transit von 40-Tonnen LKWs erlaube. Die Weigerung aus Umweltgründen hat die Suche nach einer Schienenlösung motiviert. 1992 unterschrieben dieEWG und die Schweiz ein Transitabkommen. "Neben dem 2007 eröffneten Lötschbergtunnel stellt der Gotthardtunnel das fehlende Bindeglied einer transalpinen Schienenachse von Rotterdam nach Genua dar.“ Laut Schätzungen habe der Bau der neuen Eisenbahn-Alpentransversale [NEAT] rund 18,7 Milliarden Schweizer Franken [14 Milliarden Euro] verschlungen, davon entfielen 12,2 Milliarden auf den Gotthard und den Ceneri-Basistunnel, den südlichen Zubringer des Gotthard. "Das sind 3,9 Milliarden mehr als der Voranschlag, der vor zwölf Jahren Parlament und Volk zur Abstimmung vorgelegt wurde“, unterstreicht das Blatt.
Nun, da der Tunnelbau abgeschlossen ist, fragt sich Le Temps, "ob die Schweiz in Zukunft von der EU noch ersucht werden wird, um einen Ost-West-Korridor zu bauen. Denn "der EU-Beitritt der ehemaligen Ostblockländer hat die Verkehrskarte verändert. Zwar ist die Nachfrage nach einer Nord-Süd-Achse weiterhin wachsend, doch die Nachfrage nach einer Ost-West-Achse hingegen explodiert.“ Für den Moment gingen die Schweizer Behörden davon aus, dass "der europäische Ost-West-Transit wahrscheinlich nördlich und südlich der Achse Schweiz-Österreich vorbeiführen wird“ , insbesondere auf den Achsen Paris-Straßburg-München und Spanien-Lombardei-Balkan.