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Die Grauzonen der Schwarzen Liste

2005 veröffentlichte die EU eine Aufstellung gefährlicher Fluggesellschaften. Sie sollte den europäischen Luftraum vor gefährlichen Jets bewahren. Der Absturz eines Airbus der Yemenia-Airways vor den Komoren offenbart jedoch die Lücken im Überwachungssystem, schreibt der Spiegel.

Veröffentlicht am 7 Juli 2009
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Dass EU-Kommissar Antonio Tajani noch am Tag des Unglücks mit dem Vorschlag einer weltweiten schwarzen Liste für Fluggesellschaften vorpreschte, hat für den Spiegel hauptsächlich einen Grund: "Um peinlichen Fragen aus dem Weg zu gehen, die das EU-eigene Kontrollsystem betreffen könnten", schreibt Hans-Jürgen Schlamp in Zusammenarbeit mit Paris-Korrespondent Stefan Simons und den Redakteuren Holger Stark und Gerald Traufetter. Die "mit großer Verve" eingerichtete schwarze Liste der EU funktioniere eben nur bedingt.

Betroffene Unternehmen versuchten ihr "mit kräftiger Unterstützung aus der Politik" zu entgehen. Die Unglücksmaschine sei so auf Grund eklatanter Mängel zwar aus Frankreich verbannt, bei der EU-Kommission jedoch lediglich auf der Warteliste gewesen und habe somit weiter europäische Länder anfliegen können. Dazu komme, dass Airbus selbst die arabische Airline auditiert habe. "Bedenken, Airbus könne wegen seiner Geschäftsbeziehungen zu Yemenia möglicherweise befangen sein, hatte man bei der EU offenbar nicht". Dazu komme Uneinigkeit zwischen Brüsseler Behörden: Während die europäische Flugaufsicht EASA der Yemenia-eigenen Wartungsfirma wegen schwerer Mängel die Lizenz entzog, zeigte sich die EU-Kommission vollauf zufrieden mit dieser. "In Brüssel scheint das niemand interessiert zu haben", schließt der Spiegel.

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