Michail Chodorkowskij

Regisseur im falschen Film

Ein deutscher Regisseur hat einen Film über den Kreml-Kritiker Michail Chodorkowskij gedreht, das Werk soll bei der Berlinale Premiere feiern. Doch es wurde geklaut - und der Regisseur hat Angst.

Veröffentlicht am 10 Februar 2011
Michail Chodorkowskij

Cyril Tuschi klingt aufgeregt, er redet schnell. Am 14. Februar soll sein Dokumentarfilm über den russischen Regimekritiker Michail Chodorkowskij auf der Berlinale Weltpremiere feiern. Seit ein paar Tagen allerdings hat der Regisseur das Gefühl, Hauptdarsteller zu sein in einem Film - unfreiwillig. „Es ist wie in einem schlechten Krimi“, sagt Tuschi. Er wohnt zur Zeit bei Freunden und sagt: „Man will mir Angst einjagen, und ich muss sagen, das ist ihnen gelungen.“

In der Nacht auf Freitag sind die Berliner Produktionsräume von Tuschi verwüstet worden. Zwei Laptops und zwei PCs wurden gestohlen, darauf war die 111-minütige Endfassung des Films gespeichert. Die Polizei spricht von „hochprofessionellen Einbrechern“. Es ist bereits das zweite Mal, dass Tuschi Computer gestohlen wurden, zuletzt vor ein paar Wochen auf Bali, wo der Regisseur in einem Hotelzimmer seinem Berlinale-Beitrag den Feinschliff verpassen wollte.

„Du hast einen Fehler gemacht“

Tuschi sagt: „Ich bin total durch den Wind.“ In Russland herrsche eine „Hysterie so kurz vor der Premiere“. Die Wirtschaftszeitung Kommersant druckte am Wochenende auf der Titelseite einen Bericht, dass der Film juristische Folgen haben werde für die Gesprächspartner. Chodorkowskijs Ex-Frau Elena, die in dem Film zu Wort kommt, schrieb Tuschi am Sonntag aus Sorge eine E-Mail: „Es war ein Fehler, dass Du russischen Journalisten ein Interview gegeben hast.“

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In fünf Jahren hat Cyril Tuschi 180 Stunden Interviews gesammelt, in Moskau, Tel Aviv, London, New York, Sibirien und in Berlin. Sein Film blickt hinter Putins Propagandamaschine und zeigt, wie Russlands einst reichster Mann zum Staatsgegner und Sträfling wurde. Chodorkowskijs Mutter und sein im New Yorker Exil lebender Sohn kommen zu Wort, der ehemalige Großaktionär des Yukos-Ölkonzerns, Leonid Newslin und Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer. Der erzählt von einer seltsamen Begegnung mit Russlands damaligem Präsidenten in Hamburg, bei der Putin geprahlt habe, wie Yukos ungeschoren vom Staat geschluckt werden könne. Zum ganzen Artikel auf der Website der Süddeutschen Zeitung...

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