In Moskau und Peking sind in den letzten Woche wichtige Weichen für die Zukunft Rumäniens gestellt worden. Es haben sich für Bukarest in der Außenpolitik zwei wichtige Axen ergeben, die die westlich orientierten Politikbestrebungen ergänzen, ihnen Konkurrenz machen oder sie sogar unterminieren können, je nachdem, welche Vision oder welche Interessen die rumänischen Regierungspolitiker gerade verfolgen.
Bislang hat Rumänien die Geschenke aus dem Osten vermieden, auch wenn dem Land dadurch vielleicht wichtige Geschäfte entgangen sind. Es ist seiner klaren Ausrichtung nach Westen treu geblieben und hat sich für ein Land, das geografisch an der Peripherie der beiden Welten liegt, gleichzeitig entsprechenden Handlungsspielraum erhalten.
Es scheint, als hätte der reine Pragmatismus gegenüber dem historischen Dilemma gesiegt und es ist noch nicht ganz klar, ob dieser neue Schwenk der rumänischen Außenpolitik sich auf eine wohlüberlegte Strategie gründet, oder ob es sich nur um spontane Antworten infolge der aus Moskau und Peking eingehenden Impulse handelt. Wir haben es hier mit zwei verschiedenen Gleichungen zu tun: Russland, dessen Diplomatie sich sowohl auf alte Ressentiments gründet, als auch auf offensichtliche Geschäfte und China, das auf die Ausweitung seiner globalen Macht setzt, indem es seine wirtschaftlichen Erfolge auf der Weltkarte mit eingesteckten Fähnchen markiert.
Was hat Rumänien Russland zu bieten?
In Moskau ist der rumänische Außenminister mit großem Brimborium empfangen worden, wie der Gesandte eines Freundeslandes. Dort hat er einen Zeitplan unterzeichnet, der die Termine von 2013 – 2014 für bilaterale Konsultationen umfasst und ist mit dem Versprechen abgereist, dass das aus Russland importierte Gas billiger sei, weil die Zwischenhändler aus diesem Geschäft herausgehalten werden.
[[Was bietet Rumänien im Gegenzug für diese neue Freundschaft aus Moskau an? Mehr Flexibilität?]] Verhandlungen über die Zukunft der Republik Moldau? Eine zweigleisige Achse Bukarest-Washington und Bukarest-Moskau, so wie es der ehemalige US-Präsident George Bush vorgeschlagen hatte, der darauf setzte, dass Rumänien zu einer Brücke zwischen Russland und dem Westen sein könnte? Oder ist es eine Richtungsänderung?
In der Architektur des Kremls ist Rumänien ein Gebiet, das sich dem Einfluss Russlands entzogen hat und gleichzeitig ein guter Ort, der zurückerobert werden will, oder den man zumindest in Schach halten sollte. Das Auftauen der Beziehung zu Moskau könnte für Russen wie Rumänen eine Trampolinfunktion entwickeln, wobei es schwer fällt zu glauben, dass beide Länder als Sieger hervorgehen können.
Die Beziehung zu China ist komplexer
Der Tanz mit Peking ist sehr viel subtiler und Rumänien könnte sich in erster Linie über chinesische Investitionen freuen, wobei China sich ebenfalls über interessante Profite freuen kann. Premier Victor Ponta ist in China vorerst gut empfangen worden, selbst wenn er nicht mit eindeutigen Versprechen und unterzeichneten Abkommen nach Hause zurück gekehrt ist. Dieser erste Schritt folgt der Symbolik der Macht: er hat denen die Hand geschüttelt, die bei großen Investitionen die Entscheidungen treffen.
[[Peking hat schon lange eine strategische Landkarte der Länder gezeichnet, in denen es Einfluss gewinnen möchte]], und zwar nicht nur auf die nationale Politik dieser Länder, sondern auch auf die gesamte Region. China erobert Europa Schritt für Schritt und der amerikanische Dollar hängt direkt von Peking ab. Während der von westlichen Analysten schon seit Jahren vorhergesagte Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft immer noch auf sich warten lässt, hat sich die wirtschaftliche Ausbreitung dieser Großmacht auf die Ressourcen in Afrika und Lateinamerika konzentriert.
Bei seiner ersten Europa-Reise hat der chinesische Premier zuerst Deutschland [„eine Traumhochzeit”] angeboten(2033681) und hat dann die Schweiz überzeugt, ein Freihandelsabkommen zu unterzeichnen. Zürich, die Stadt der großen Bankhäuser möchte zum europäischen Zentrum für die Transaktionen in Yuan, der Währung des kommunistischen Chinas werden, während die chinesische Versicherungsgruppe Ping An gerade das Lloyd's Hochhaus in Londons Finanzviertel übernommen hat. Griechenlands größter Hafen Piräus wird von Chinesen kontrolliert, die auch die Hälfte der isländischen Geschäfte erworben haben, sowie die berühmtesten Weingüter Frankreichs.
Eroberungen von tiefer Bedeutung
Es handelt sich hier um profitable Geschäfte, aber auch um Eroberungen mit tiefergehender Bedeutung, mit denen China beweisen möchte, dass es die Welt beherrschen kann, indem es friedliche Hebel einsetzt, auf die sogenannte „Soft Power” setzt, obwohl es auch sein militärisches Arsenal nicht gerade geschont hat. Seine Bedeutung auf der Weltkarte hat es sich durch tragfähige und mutige Projekte erobert.
China möchte bis 2025 zum Beispiel eine Bahnlinie zwischen Shanghai und London bauen, aber bis dahin sollen noch einige Staaten, die sich im Einzugsbereich befinden unter seinen Einfluss gebracht werden, die in entfernter Zukunft interessant werden könnten. Zu dieser Landkarte gehören auch die Balkanländer, nur Rumänien hat es bislang vorgezogen, seinen Blick starr auf den Westen zu richten und vor den Geschenken Pekings davon zu laufen, wobei es sicherlich einige Chancen verpasst hat, sich gleichzeitig aber einen größeren Handlungsspielraum für die Zukunft bewahrt hat.
Rumänien orientiert sich wieder nach Osten, während Russland und China sich ihre eigenen Machtaxen aufbauen. Gerade in den Tagen, als die russisch-chinesischen Seeübungen stattfanden, haben sich der rumänische Premier und sein Außenminister in Peking und Moskau von den dortigen Machthabern umarmen lassen.
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