“Europa spricht Sikorski”, titelt Gazeta Wyborcza und berichtet von der “historischen” Ansprache Radosław Sikorskis in Berlin. Der polnische Außenminister hatte Deutschland in seiner Rede dazu aufgefordert, zur Bekämpfung der Krise rasch zu handeln. Ein “Zerfall der Eurozone würde eine Krise mit apokalyptischem Ausmaß nach sich ziehen”, befürchtet Sikorski. In Berlin betonte er, dass er “weniger Angst vor deutscher Macht habe“ als “vor deutscher Untätigkeit”.
“Das ist der Anfang einer wichtigen europäischen Debatte”, meint Gazeta Wyborczas Chefredakteur Adam Michnik. Die von der Tageszeitung zitierten Experten loben den Außenminister für seinen “Mut”, offen und öffentlich über Dinge zu sprechen, die andere Politiker lieber für sich behielten und nur privat diskutierten.
Dagegen kritisiert die konservative Rzeczpospolita den “bettelnden Ton des Ministers, für den wohl allein die Regierung Deutschlands die EU zu retten vermag”. Sikorski habe damit die Verfassung verletzt und “Polen seiner Souveränität beraubt”, meint die größte Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PIS). Sie will den Minister dafür vor den Staatsgerichtshof bringen.
In Deutschland kommentiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung Sikorskis “bemerkenswerten Aussagen” auf der Titelseite. “Führen, nicht herrschen”, titelt die konservative Tageszeitung.
Deutsche Führung wird nachgefragt – allerdings genügen schon Andeutungen eines (vermeintlichen) Strebens nach deutscher Vorherrschaft, um viele Europäer hellhörig, ja hysterisch werden zu lassen. […] Seine Partner müssen akzeptieren, dass Deutschland an seinen insgesamt erfolgreichen wirtschaftspolitischen Überzeugungen festhält. Es selbst muss der Versuchung des Alleingangs und der Überlegenheitspose widerstehen.