Ungewisse Zukunft des Euro

Für den Euro werden die kommenden Tage entscheidend sein. Mehrere Länder müssen den „Markttest“ durchführen, indem sie Staatsanleihen abstoßen. Für die europäische Presse wird das Ergebnis die Märkte wieder daran glauben lassen, dass auch die schwächsten Länder der Eurozone ihre Finanzen wieder geradebiegen können, und so die Einheitswährung stabil halten.

Veröffentlicht am 12 Januar 2011 um 16:21

„Unter Europas wachendem Auge stellt sich das Land seinem ersten großen Test des Jahres, um herauszufinden, ob es die Krise überstehen wird, ohne um Hilfe von außen bitten zu müssen“, erklärt Público am Vormittag dieses 12. Januars. „Ein Tag, den Angela Merkel, Nicolas Sarkozy, Jean-Claude Trichet und alle anderen führenden Politiker Europas wie keinen anderen mit großer Sorge um die Zukunft des Euro erwarten.“ Letztendlich konnte Lissabon 1,25 Milliarden Euro daraus ziehen. Am Vortag hatte das Blatt erklärt: „Die Regierung hat ihre letzte Karte ausgespielt, indem sie bekanntgab, 2010 800 Millionen Euro eingespart zu haben.“ Das „dürfte zur Entkräftung der Gerüchte um drohende Hilfe von außen beitragen“.

Nach Portugal sind „Italien und Spanien“ am 13. Januar „an der Reihe“, schreibt La Stampa. Die italienische Tageszeitung warnt vor den „sich-selbsterfüllenden Weissagungen, die gegenwärtig in der Finanzwelt hoch im Kurs stehen“. Die Zeitung führt eine Studie der amerikanischen Bankengruppe Citygroup an, laut der „der Euro die Krise überleben wird. Auch wenn der momentane Umfang des europäischen Nothilfefonds [nach der Rettung Griechenlands und Irlands 421 Milliarden schwer] nicht ausreichen wird, um die anspruchsvolle Finanzierung Spaniens zu decken, sollte auch dieses Land die Hilfe brauchen“.

Asien will nicht, dass der Euro untergeht

Wenn der Euro es aus der gegenwärtigen Krise herausschafft, dann verdankt er das zum Teil der fernöstlichen Hilfe: „Asien rettet die Eurozone“ drückt es Rzeczpospolita aus und spielt auf die am 11. Januar angekündigte Absicht Japans und Chinas an, „in die kommenden europäischen Schulden zu investieren“. „China wird spanische Staatsanleihen kaufen, Japan wiederum die des europäischen Fonds erwerben. Dieser wurde im vergangenen Jahr geschaffen, um die Staaten der Eurozone vor dem finanziellen Untergang zu retten“, erklärtJean-Marc Vittori in Les Echos.

„Es handelt sich um eine politische Entscheidung“, schreibt der Kolumnist des französischen Wirtschaftsblattes. Für ihn gibt es dafür drei Gründe: Erstens „helfen die asiatischen Großmächte den befreundeten Ländern in dem Moment, in dem sie eine schwierige Phase durchmachen“. Zweitens „streiten sich Peking und Tokyo sowohl in Asien als auch im Rest der Welt darum, wer mehr Einfluss hat. Jeder handelt auf seine Weise“: China, in dem es seinen Vize-Premierminister „in der vergangenen Woche auf eine triumphale Reise nach Madrid schickte, um die Entscheidung zu verkünden, dass spanische Schulden gekauft werden“.

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Rührende Aufmerksamkeit bestätigt Europas Schwäche

El País berichtet über die Ankündigung Japans, „20 Prozent der Schulden zu kaufen, die der Europäische Finanzstabilisierungsmechanismus abstoßen wird“. Der dritte – unausgesprochene, „aber zweifellos wichtigste Grund: Asien will den Euro nicht zusammenbrechen lassen. Die Chinesen wissen gut, dass die 27 europäischen Länder ihr erster Markt sind. Noch vor den USA. Und die Japaner befürchten ihrerseits eine neue ‚endaka‘, eine Neubewertung ihrer Devise, die die Exporte trockenlegen würde.“ „Diese rührende Aufmerksamkeit bestätigt natürlich nur, wie schwach der Alte Kontinent ist“, schlussfolgert Les Echos. „Jedoch zeigt sie auch, dass viel auf dem Spiel steht, wenn es um Europa geht. Und das gilt nicht nur für die Europäer.“

Das Ergebnis der Ausgabe der Staatsschuldverschreibungen in diesen Tagen werden die Länder der Eurozone anlässlich des Treffens der Eurogruppe am 17. Januar unter die Lupe nehmen. Bis dahin, müsste die Europäische Kommission der EU-Strategie für Wachstum und Beschäftigung zugestimmt haben, schreibt El País. Ein erster Schritt auf dem Weg zur Harmonisierung der Haushalte der Mitgliedsstaaten und zur wirtschaftspolitischen Steuerung der EU. Zudem müsste die Kommission eine „Kräftebündelung“ für die kommenden Ausgaben von Schuldpapieren vorschlagen, die folgender „gemischten Formel“ entspräche: der Finanzstabilisierungsmechanismus und der ausgebende Staat garantieren die Schuldverschreibungen gemeinschaftlich. (jh)

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