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Dass Google zum Förderer des Journalismus geworden ist, bedroht die Medienvielfalt

Große Tech-Unternehmen wie Facebook und Google sind zu mächtigen Förderern des europäischen Journalismus geworden. Doch die millionenschwere finanzielle Unterstützung für Medienunternehmen hat einen Haken.

Veröffentlicht am 1 Februar 2021 um 21:17
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In den vergangenen sieben Jahren hat Google mehr als 200 Millionen Euro ausgegeben, um den europäischen Journalismus zu unterstützen. Der Geldsegen hat Innovationsprojekte in Europas größten Presseverlagen Verlagen finanziert, Google übernimmt aber auch die Kosten für Konferenzen, Stipendien, Schulungen und akademische Journalismusforschung. Das hat den Tech-Riesen bei den Verlagen beliebt gemacht.

Googles Hilfe kommt zu einer Zeit, in der Nachrichtenverlage und wirtschaftlichen Druck durch sinkende Print-Auflagen leiden. Die EU-Kommission hat die Notwendigkeit zum Handeln erkannt. Im Dezember kündigte sie die "News"-Initiative zur Medienförderung an und versprach Investitionen in Millionenhöhe, während weitere Maßnahmen darauf abzielen, den Medienpluralismus zu fördern.

Google ist da schon weiter und hat in den vergangenen Jahren in 30 europäischen Ländern Innovationsprojekte von Nachrichtenmedien unterstützt. Zu den Empfängern der Digital News Initiative (DNI) gehören Leitmedien wie Der Spiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung in Deutschland, die Agence France-Presse und Le Monde in Frankreich sowie die Financial Times und der Daily Telegraph in Großbritannien.

Doch Googles Unterstützung für den Journalismus hat einen Haken: Die finanzielle Hilfe hat dazu beigetragen, die etablierten Unternehmen auf den europäischen Medienmärkten gegen neue Herausforderer zu stärken; der digitale Riese hat seinen Einfluss auf die Verleger genutzt, um seine politischen Ziele zu fördern; Journalisten warnen vor möglicher Selbstzensur, um den neuen Förderer nicht zu verschrecken.

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Das sind die drei wichtigsten Schlussfolgerungen aus unserer Studie "Medienmäzen Google" über die Beziehung des Tech-Giganten zu den Medien, Die Studie wurde von der Otto Brenner Stiftung mit Unterstützung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) veröffentlicht.

Ein Schutz gegen „Google-Steuern“

Googles finanzielle Unterstützung für Verlage reicht bis ins Jahr 2013 zurück. Damals sah sich der Suchmaschinenriese in Europa dem Druck ausgesetzt, die Einnahmen aus seinem Online-Werbegeschäft mit Medienunternehmen zu teilen.

Als die französische Regierung über eine "Google-Steuer" auf Online-Werbung nachdachte, handelte Google zuerst. In einer formellen Vereinbarung, die der damalige Google-CEO Eric Schmidt mit dem damaligen Staatspräsidenten Francois Hollande unterzeichnete, wurde ein 60-Millionen-Euro-Fonds für Verlage zugesagt.

Der französische Fonds bildete die Vorlage für seine europaweite Digital News Initiative (DNI), die einen 150-Millionen-Euro-Fonds zur Unterstützung von Innovationsprojekten enthielt. Sie lief von 2015 bis 2019. Medienorganisationen und Einzelleute konnten sich Fördergelder bis zu einer Millionen Euro bewerben

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