Die Lehre aus einem Jahr Covid: Just do it, Europa!

Die Pandemie, die diese Woche vor einem Jahr in Europa begann, hat die EU auf eine harte Probe gestellt. Will sie diese bestehen, sollte sich die Union auf ihre Aufgabe konzentrieren, die Bürger zu versorgen, angefangen bei den Impfstoffen.

Veröffentlicht am 11 März 2021
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Vor einem Jahr erfuhren wir mit Erstaunen, dass ganz Italien stillstand, um ein seltsames neues Virus zu bekämpfen, das anscheinend irgendwo aus China zu uns gekommen war. Innerhalb von vierzehn Tagen folgten lockdowns in Spanien, Frankreich und Großbritannien. Nun sind wir in Europa, ein Jahr später, noch immer im Ausnahmezustand.

Wir arbeiten von zu Hause und leben online. Unsere Kinder sind zu Babyzoomern geworden. «Du bist stumm geschaltet!" ist der derzeit wohl am häufigsten gehörte Satz. Gesichtsmasken und "soziale Distanzierung" von anderen Menschen scheinen fast normal. Unsere Sprache hat neue Bilder bekommen: 'Zweite Welle', 'Abflachung der Kurve', 'Herdenimmunität', 'die britische Variante'. Demographen werden die langfristigen Auswirkungen dieses Covid-Jahres noch ein Jahrhundert lang verfolgen. Manche behaupten, es gebe jetzt bereits eine Generation C.

Es gab andere gemeinsame europäische Erfahrung, wie die 68’er oder das Ende des Kalten Krieges, aber wenn man eine nennen soll, die so viele Europäer gleichzeitig persönlich betroffen hat, muss man bis zum Zweiten Weltkrieg zurückgehen. Wann sonst waren wir uns seit 1945 so sehr darüber bewusst, dass unsere individuellen Handlungen und die unserer Regierungen direkt darüber entscheiden können, ob wir und unsere Lieben, leben oder sterben werden? Doch dieses Mal haben wir Europäer nicht gegeneinander gekämpft, sondern hatten einen gemeinsamen Feind: dieses teuflisch mutierende Stachelvirus, ein Hitler in der Blutbahn, ein Stalin in der Lunge.

Eine solche gemeinsame äußere Bedrohung hätte uns alle zusammenschweißen müssen. Aber hat sie das? Und was wird passieren, wenn die unmittelbare Solidarität schwindet und die unterschiedlichen langfristigen Auswirkungen sichtbar werden? Wird die Europäische Union am Ende daraus stärker oder schwächer hervorgehen? Die Antwort liegt nicht in den Sternen, sondern in uns selbst.

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Bislang hat die EU in der Covid-Krise einen großen Erfolg und einen großen Misserfolg zu verbuchen. Der Erfolg ist die Einigung, letzten Sommer, auf einen Sieben-Jahres-Haushalt und einen speziellen europäischen Konjunkturfonds (auch bekannt als "Next Generation EU") mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1,8 Billionen Euro. Die Einführung gemeinsamer europäischer Schulden machte den Konjunkturfonds zum größten Schritt in der wirtschaftlichen Integration seit der Einführung des Euro. Er bietet der EU die Möglichkeit, allen ihren Mitgliedsstaaten zu helfen, sich wirtschaftlich zu erholen und  sie "wieder besser aufzubauen". 

Es gab andere gemeinsame europäische Erfahrung, wie die 68’er oder das Ende des Kalten Krieges, aber wenn man eine nennen soll, die so viele Europäer gleichzeitig persönlich betroffen hat, muss man bis zum Zweiten Weltkrieg zurückgehen.

Seit den 1980er Jahren und der Finanzialisierung der Wirtschaft haben uns die Akteure der Finanzwirtschaft gelehrt, dass sich hinter jeder Gesetzeslücke eine kurzfristige Gewinnmöglichkeit verbirgt. All das und mehr diskutieren wir mit unseren Investigativ-Journalisten Stefano Valentino und Giorgio Michalopoulos. Sie haben für Voxeurop die dunklen Seiten der grünen Finanzwelt aufgedeckt und wurden für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet.

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