Der alte Friedhof von Peppardstown, Grafschaft Tipperary. Foto: Ciaron/Flickr

Die zehn Plagen der Iren

Rezession, nationale Streiks, das tragische Aus bei der WM-Qualifikation und jetzt auch noch die Überschwemmung-Irland könnte es nicht schlechter gehen. Pat Fitzpatrick vom Irish Independent fragt sich da, ob das nicht alles gottgewollt ist.

Veröffentlicht am 30 November 2009 um 17:39
Der alte Friedhof von Peppardstown, Grafschaft Tipperary. Foto: Ciaron/Flickr

Ist es eine Strafe Gottes? Die Bewährungsproben, auf die das irische Volk gestellt wird, nehmen biblische Züge an und ähneln den zehn Plagen, welche die Ägypter erleiden mussten, weil sie es ablehnten, die Juden aus der Gefangenschaft und von der Sklaverei zu befreien.

Ein Finanzsturm hat die Existenzen vieler Menschen zerstört. Eine Seuche sucht das Land in Form der Schweinegrippe heim. Und wie die Froschplage quält die Iren auch noch zehn Tage nach dem Entscheidungsspiel, dass die Franzosen dank der gigantischen Hand Henrys zur Weltmeisterschaft fahren werden. Zudem trat der irische Nil – der Shannon – über seine Ufer, überschwemmte all das, was ihn umgab und ließ die Menschen überall im Land im Elend zurück.

Was wird wohl als Nächstes kommen? Gott bestrafte die Ägypter mit drei vernichtenden Tagen voller Dunkelheit. Wenn man sich den Industriesektor hierzulande ansieht, so begreift man, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Angestellten von ESB (Irish Electricity Board, des irischen Stromlieferanten) ihr Mitgefühl mit ihren Kollegen, den Opfern des öffentlichen Dienstes erkennen und ihre Landesgenossen in ähnlicher Weise in die Flucht schlagen.

Anschließend werden Beulen die irische Haut bedecken. Das irische Reiseunternehmen Budget Travel ist diese Woche Pleite gegangen. 747 seiner im Ausland befindlichen Kunden sind nun vor Ort auf sich gestellt. Kann man wirklich ernsthaft der Überzeugung sein, dass diese Boeing-Nummer ein Zufall ist? Vielmehr scheint sie ein Zeichen zu sein. Gegenwärtig ist es nämlich immer schwieriger, sich die Beulen auf der Haut auf die herkömmliche irische Weise zu holen, beispielsweise indem man für zwei Wochen nach Spanien fliegt und sich dort zehn Stunden täglich von vor sich hin köchelndem Öl bedeckt in die Sonne knallt. Nun wird es vielmehr so sein, dass das sommerliche Brutzeln sich an grausamen Überschwemmungen misst.

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