Wie einzelne Superreiche mit russischem Gas gute Geschäfte machen

Der tschechische Investor Daniel Křetínský wurde durch russisches Gas zum Milliardär und profitiert nun von der Krise. Die Zeitung Deník Referendum deckt auf, mit welchen Tricks er spekuliert und im europäischen Medien-, Transport-, Energie- und Sportsektor investiert.

Veröffentlicht am 22 Dezember 2022 um 12:55

In der Pariser Straße in Prag – einer der teuersten in ganz Mitteleuropa – führt eine unauffällige dunkelbraune Tür zum Büro der Holding Energetický a průmyslový (EPH). Die EPH ist das größte Unternehmen Tschechiens und hat 2021 fast 850 Millionen Euro Dividenden an seine Aktionäre ausgezahlt. Sie ist im Besitz von Daniel Křetínský, dessen Privatvermögen sich auf rund 120 Milliarden Kronen (fast 5 Milliarden Euro) beläuft.

Der Anwalt, dessen Karriere bei der slowakischen Finanzgruppe J&T begann, investiert als Allrounder in Energie in mehreren europäischen Ländern, französische Medien (darunter die Tageszeitung Le Monde), den Investmentfonds Vesa, die britische Royal Mail und die niederländische PostNL

Damit ist Křetínský der viertreichste Mensch in Tschechien. Im  September 2022 hat er für einen zweistelligen Millionenbetrag ein luxuriöses Herrenhaus in der Nähe von Paris gekauft, das nun in ein Hotel umgebaut werden soll. Außerdem besitzt er den Fußballverein Sparta Prag und eine Beteiligung am Londoner Fußballverein West Ham United. Die EPH verzeichnete in der ersten Jahreshälfte 2022 einen Gewinn in Höhe von fast 1,3 Milliarden Euro – das ist etwas mehr als noch im Gesamtjahr 2021. Der Grund dafür ist offensichtlich: Die EPH profitiert von den steigenden Strom- und Gaspreisen. Die aktuelle Krise, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, trägt ihren Teil dazu bei.

 Křetínský ist klarer Krisengewinner

Paradoxerweise ist es also die aktuelle Energiekrise, die Křetínskýs Unternehmen rettet. Nur wegen der zusätzlichen Gewinne aus den steigenden Energiepreisen verzeichnete die EPH Holding 2021 ein Wachstum. Dennoch bleibt der Transport von russischem Gas nach Europa – ein Geschäft, auf das sich die EPH bislang gestützt hat – unsicher. Wie Křetínský kürzlich einräumte, könnten Änderungen der langfristigen Verträge oder der regulierten Tarife einen „erheblichen negativen Effekt auf das Geschäft des Konzerns“ haben.

Křetínský hat allen Grund zur Sorge, verdankt er doch die gesamte Expansion der EPH seiner Beteiligung am slowakischen Unternehmen Eustream, dem größten Importeur von russischem Gas nach Europa. Eine 2013 getätigte und mehr als lukrative Investition in Höhe von geschätzt 2,5 Milliarde…

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