Twitter-Nutzer sprengt Maulkorberlasse

Veröffentlicht am 10 Mai 2011 um 10:35

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„Juristische Krise in 140 Anschlägen“, titelt The Independent, nachdem ein Twitter-Nutzer vertrauliche Details über Berühmtheiten veröffentlichte, die angeblich Gegenstand neuester Gerichtsbeschlüsse waren, nämlich der so genannten „Superinjunctions“, welche verhindern, dass die Medien Informationen über ihr Privatleben preisgeben oder ihre Identität enthüllen. Für britische Pressefreiheitsaktivisten sind diese oft von reichen Promis erwirkten Verfügungen oder „Maulkorberlasse“, wie sie auch genannt werden, eine Form der Zensur. Die anonymen Enthüllungen auf der Mikroblogging-Website – betroffen sind ein verheirateter Fußballer aus der britischen ersten Liga, zwei Schauspieler und ein Star-Koch – zwingen jedoch „die Kultur der Superinjunctions in die Knie“, schreibt die Londoner Tageszeitung und bemerkt dazu, dass sich die Aufdeckungen ausschließlich auf „Fälle sexueller Natur“ beziehen und sich „für die Verfechter der Meinungsfreiheit als schädlich herausstellen“ könnten. Ein Redakteur bei Index on Censorship, einer Organisation für Pressefreiheit, meint dazu: „Wenn die Angelegenheiten, bei denen Privatsphäre mit Meinungsfreiheit kollidiert, nur darauf reduziert werden, wer mit wem schläft, dann verlieren wir die wichtigeren Fälle aus den Augen, bei denen eine Aufdeckung und akzeptable Eingriffe in die Privatsphäre wirklich nötig sind, weil ein starkes öffentliches Interesse besteht.“

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