Die Nerven liegen in diesen Tagen blank in Dublin. Zuerst murmelte ein übernächtigter Regierungschef Brian Cowen in einem Interview Unverständliches über anstehende Sparmaßnahmen. Zweifel an seiner Fähigkeit als Krisenmanager wachsen. Und dann kursierten an den Finanzmärkten Spekulationen über eine Zahlungsunfähigkeit Irlands - eine gefährliche Mischung von ökonomischer und politischer Krise.
Investoren griffen jetzt bei einer Auktion von Staatsanleihen mutig zu, das verschafft der Regierung Luft. Doch Dublin muss hohe Zinsen zahlen. Gerüchte um den möglichen Rücktritt eines offenbar überforderten Cowen von der konservativen Fianna-Fail-Partei vermengen sich mit Spekulationen um eine Pleite der Inselrepublik. Die finanzielle Schieflage des Euro-Mitglieds belastet die Gemeinschaftswährung. Die Befürchtung wächst, dass Irland zu einem zweiten Griechenland wird. Dies könnte eine stabilere Wirtschaftserholung Eurolands durchkreuzen.
Irlands Finanzminister Brian Lenihan, der bereits als Nachfolger Cowens gehandelt wird, kämpft indes einen verzweifelten Kampf um die Reputation des Landes. Witze und Lästereien über sein Land kann er locker wegstecken. Doch dass ausgerechnet der irische Notenbankchef Patrick Honohan davor warnt, dass die Regierung ihre Hausaufgaben nicht macht und ihre Sparziele verfehlen könnte, ist ein Schlag für Cowen. Sein Gerüst zur finanziellen Stabilisierung des Landes droht zusammenzubrechen. Originalartikel in der Süddeutschen Zeitung....
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