Krise in Griechenland

Aufschwung: Brüssel zu optimistisch

Veröffentlicht am 5 August 2013 um 15:33

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„Die 10 Fehler der Troika und die 3+1 Widersprüche der Europäischen Kommission bei der Ausarbeitung des ‚Rettungsplans’“, titelt Eleftherotypia in ihrer Sonntagsausgabe. Auf diese Art und Weise reagiert die Zeitung auf die scharfe Kritik der internationalen Geldgeber, die bemängelten, dass sich die Umsetzung der geforderten Reformen verzögert hat. In diesem Kontext erinnert die Zeitung daran, dass sich Griechenland als Gegenleistung für die Finanzhilfen zu ihrer raschen Durchsetzung verpflichtet hatte.

Zu den „Fehlern“, den die EZB, die EU und der IWF begangen haben, zählt die Zeitung unter anderem die Tatsache, dass die Troika:

der Rettung der französischen und deutschen und nicht der griechischen Banken Vorrang gegeben hat. [...] [Zudem] habe sie sich auf eine Gruppe diskreditierter politischer Führungskräfte gestützt und die neue aufstrebende politische Bewegung SYRIZA abgelehnt. [...] [Darüber hinaus] habe sie das Pferd beim Schwanz aufgezäumt (indem sie zuerst Sparmaßnahmen ohne Reformen verlangt habe), und die Schwere der Rezession unterschätzt habe.

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Dadurch habe sie Gehaltsnöte verursacht und die Mittelschicht zerstört, die das Rückgrat des sozialen Zusammenhalts in Griechenland bildet. [...] [Außerdem] habe sie die Rekapitalisierung der Banken angeordnet, ohne sie gleichzeitig dazu zu zwingen, ihre Bilanzen zu bereinigen.

Hinsichtlich der „Widersprüche“ der Kommission, hebt Eleftherotypia einen vor Kurzem veröffentlichten Wirtschaftsprognosen-Bericht für 2014 hervor.

Dieser sei dem Zeitungsbericht zufolge besonders bezeichnend, zumal Brüssel darin meint, dass sich „das wirtschaftliche Klima im Land erheblich verbessert“ habe. Allerdings reicht der mutmaßliche Optimismus der Griechen nach Meinung des Tagesblattes nicht aus, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Dementsprechend erinnert die Zeitung daran, dass

das Vertrauen der Verbraucher in die Wirtschaft im Juni und Juli gesunken ist, Bankeinlagen nicht anwachsen und die Börse versucht, sich von dem im Mai und Juni stark gesunkenen Kursen zu erholen, und gerade wieder das Niveau erreicht hat, das sie zu Beginn des Jahres hatte. [Zudem] liegt die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen nach wie vor bei rund 10 Prozent.

Vor diesem Hintergrund kommt die Schlussfolgerung, die Erhöhung der Einnahmen aus dem Tourismussektor im Mai sei ein Sprungbrett, welches das Land dem wirtschaftlichen Wiederaufschwung näher bringen würde, einer Art Scheuklappendenken gleich, meint Eleftherotypia und fügt hinzu: Auf diese Weise verschließt Europa die Augen vor der Wirklichkeit aller anderen Wirtschaftssektoren, die unter den Sparmaßnahmen leiden.

Demgemäß meint die Tageszeitung, dass:

Griechenlands nur dann gerettet werden kann, wenn ganz Europa reformiert wird.

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