Blumenverkäuferin auf dem Zentralmarkt von Riga. Photo von Desmond Kavanagh.

Der lettische Kater

Lange Zeit war die lettische Wirtschaft die mit dem rasantesten Wachstum der EU. Jetzt steht das Land am ökonomischen Abgrund. Gerade hat es seine Staatsausgaben und die Löhne gesenkt. Bald wird es sich vielleicht dazu durchringen müssen, seine Währung abzuwerten.

Veröffentlicht am 29 Juni 2009 um 17:04
Blumenverkäuferin auf dem Zentralmarkt von Riga. Photo von Desmond Kavanagh.

Ein Präsident, der seine Regierung armselig nennt, ohne politischen Willen und unternehmerische Weitsicht. Abgeordnete, die das Beamtengehalt um 20 Prozent kürzen, und die Pensionen um 10. Wir sind in Lettland, das um Kredite des Internationalen Währungsfonds und der EU kämpft. Denn das Land steht nach der Party des Wirtschaftsbooms vor der Pleite. "Wie konnte es soweit kommen", fragt Morten Hansen in der Zeit. "Schulden. Nirgendwo sonst in der Europäischen Union wurde die Kreditvergabe so stark ausgeweitet, und nirgendwo sonst führte das zu einer überhitzteren Volkswirtschaft".

Da für eine Besserung weder mit Verbrauchern, noch Firmen oder Staat zu rechnen sei, sei es "kein Wunder, dass im Ausland – vor allem im mit Lettland eng verbundenen Schweden – über ein Option nachgedacht wird, die für die Letten selbst undenkbar erscheint : die Abwertung des lettischen Lat" . Dies sei allerdings die Höchststrafe für die Letten, die im starken Lat während der Inflation der 90er Jahre ein Anker sehen. Der Euro sei hiermit auch in Frage gestellt, und schließlich könnte es sogar "wie in Argentinien zu einem Währungskollaps" kommen, warnt der Autor. Und auch andere osteuropäische Währungen ständen dann unter Druck. Bis die Wunderlösung gefunden ist, versuche das Land nun erstmal zu sparen und senkt die Löhne. Dies alles, um das Vertrauen ausländischer Investoren wiederzuerlangen. "Aber das ist ein schwerer Kampf", schließt die Zeit. "Sisyphos hätte gedacht, seine Aufgabe sei im Vergleich dazu eine leichte gewesen."

Tags
Interessiert an diesem Artikel? Wir sind sehr erfreut! Es ist frei zugänglich, weil wir glauben, dass das Recht auf freie und unabhängige Information für die Demokratie unentbehrlich ist. Allerdings gibt es für dieses Recht keine Garantie für die Ewigkeit. Und Unabhängigkeit hat ihren Preis. Wir brauchen Ihre Unterstützung, um weiterhin unabhängige und mehrsprachige Nachrichten für alle Europäer veröffentlichen zu können. Entdecken Sie unsere drei Abonnementangebote und ihre exklusiven Vorteile und werden Sie noch heute Mitglied unserer Gemeinschaft!

Sie sind ein Medienunternehmen, eine firma oder eine Organisation ... Endecken Sie unsere maßgeschneiderten Redaktions- und Übersetzungsdienste.

Unterstützen Sie den unabhängigen europäischen Journalismus

Die europäische Demokratie braucht unabhängige Medien. Voxeurop braucht Sie. Treten Sie unserer Gemeinschaft bei!

Zum gleichen Thema